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Das Kriegswesen zur Zeit Cäsars

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 Das Heer

Die legio (Regiment) bildet den Kern (robur) des römischen Heeres. Sie hat die Normalstärke von 6000 Mann, doch war ihr Bestand bei Cäsar tatsächlich geringer, zuweilen weniger als 3500 Mann. Die legio hat zehn cohortes (Bataillone), die cohors drei manipuli (Kompanien), der manipulus zwei centuriae (Züge). Der erste Manipel wird als pilani (triarii) oder pilus, der zweite als principes, der dritte als hastati bezeichnet. Das Feldzeichen (signum) der Legion ist der Adler (aquila, der Träger aquilifer), das des Manipels das signum. Seit Cäsar erhielten die Legionen Nummern und Namen.

Marschierende römische Soldaten

Marschierende römische Soldaten

Die milites legionarii sind alle Fußsoldaten (pedites) als Schwerbewaffnete (milites gravis armaturae). Sie sind römische Bürger, seit Marius hauptsächlich nicht steuerfähige Leute (proletarii, capite censi). Nach Verleihung des Bürgerrechts an ganz Italien (im Jahr 89) wurde die Aushebung (dilectus) entsprechend ausgedehnt. Cäsar hob Legionen auch in den Provinzen aus. Der Legionär erhält jährlich als Sold (stipendium) 225 Denare, als Proviant für 17 Tage 38 sextarii Getreide (frumentum) und zwar hauptsächlich Weizen.

Die ausgehobenen Rekruten (tirones) haben nach ihrer Einordnung in die Legion den Fahneneid (sacramentum) zu schwören und werden damit milites. Wenn diese nach beendeter Dienstzeit (17. bis 46. Lebensjahr oder 20 Feldzüge) noch beim Heer bleiben, so werden sie veterani. Diese werden zu einem besonderen vexillum (Fähnlein) vereinigt und bilden die Kerntruppen der Legion. Kapitulanten (evocati) sind ausgediente Leute, die sich auf besondere Aufforderung des Feldherrn zum Weiterdienen verpflichtet haben, vom regelmäßigen Dienst befreit sind und den Rang und Sold von Zenturionen haben. Sie bilden zusammen mit den vornehmen jungen Römern, die sich zur Erlernung des Kriegsdienstes beim Heer befinden, die cohors praetoria, die Leibgarde der Feldherrn, gehören also nicht zum Legionsverband.

Die fabri (Handwerker, Techniker) werden aus den Legionssoldaten genommen, ohne eine besondere Truppe zu bilden. Sie werden zur Anlage des Lagers, der Wege, zum Brückenschlagen, zu Belagerungsarbeiten, zum Ausbessern der Waffen, zur Herstellung der schweren Geschütze und zum Schiffsbau verwendet.

Die milites levis armaturae, die Leichtbewaffneten, sind besonders funditores, Schleuderer, und sagittarii, Bogenschützen. Sie werden als auxilia, auxiliares, Hilfstruppen, geworben oder in den Provinzen ausgehoben oder von den Bundesgenossen gestellt und gehören nicht zu den Legionen.

Die equites, Reiter, zahlen auch zu den auxilia und werden ebenso wie die Leichtbewaffneten geworben oder gestellt. Sie sind eingeteilt in turmae (etwa 30 Mann), die turma in decuriae. Den einzelnen Legionen werden 200-300 Mann zugewiesen.

Die calones, Bedienungsmannschaften, Offiziersdiener, die muliones, Trossknechte, die das schwere Gepäck (impedimenta) der einzelnen Truppenteile befördern, und die tubicines, Signalbläser, mit den anderen Musikern (cornicines, bucinatores, tibicines) vervollständigen das Heer.

Die Offiziere

Römischer Offizier

Römischer Offizier

Der Feldherr, dux; steht an der Spitze des Heeres und hat unumschränkte Gewalt über die Angehörigen desselben. Nach einer siegreichen Schlacht wird er als imperator begrüßt. Dem siegreichen Feldherrn konnte vom Senat der triumphus, der Einzug mit dem Heer, den Gefangenen und der Kriegsbeute bewilligt werden. Der dux trägt das paludamentum, den scharlachroten, goldbestickten Feldherrenmantel und ist demnach paludatus. Der triumphierende Feldherr fuhr in einem vierspännigen Wagen in der purpurnen tunica palmata und toga picta zum Kapitol, wo er ein Opfer darbrachte.

Die Offiziere, die dem Senatoren- oder Ritterstand angehörten, nie als gemeine Soldaten gedient hatten und zum Kriegsrat (consilium) zugezogen wurden, sind:

  1. legati, Generaladjutanten des Feldherrn, zur Führung einer Legion oder größerer Truppenkörper verwendet;
  2. tribuni militum oder militares, sechs in jeder Legion, meist abwechselnd mit der Führung derselben betraut, von Cäsar aber nur zu Verwaltungsgeschäften und zur Führung einzelner kleinerer Truppenabteilungen verwendet;
  3. quaestor, der Generalintendant, der die finanziellen Geschäfte (Sold, Verpflegung, Verteilung der Beute) besorgt, auch manchmal eine Legion führt;
  4. praefectus fabrum, ursprünglich der Führer der fabri, bei Cäsar in der Stellung eines Adjutanten;
  5. praefecti equitum, Reiterführer.

Die Unteroffiziere, centuriones, 60 in jeder Legion, jeder Führer einer Centime (Untereinheit), waren aus dem gemeinen Volk hervorgegangen und wurden nie in die oberen Stellen befördert, doch hatten sie unter sich eine bestimmte Rangfolge. Die unterste Stelle hatte der centurio decimus hastatus posterior, der 2. Centurie des 3. Manipels (hastati) der 10. Kohorte, die oberste Stelle der centurio primi pili prior oder primus pilus sive primipilus der 1. Centurie des 1. Manipels (pilani) der 1. Kohorte. Dieser allein wurde auch zum Kriegsrat zugezogen.

Die Unteroffiziere der Reiterschaft heißen decuriones.

Kleidung, Waffen und Gepäck

Die Kleidung der Soldaten besteht im wesentlichen aus: tunica, Wollhemd, ohne oder mit Ärmeln; sagum, sagulum, wollenem Mantel, das bis ans Knie reicht, und Halbstiefeln (caligae).

Die hauptsächlichsten Schusswaffen (arma) sind: cassis, galea, Helm, beide aus Metall; scutum, Schild, viereckig, gewölbt, ca. ¾ m breit, 1 ¼ m lang, aus Holz, mit Kalbsfell überzogen, mit einem Buckel aus Eisenblech in der Mitte, am linken Arm getragen; Riemenpanzer (loricae) und Beinschienen (ocreae), die bis ans Knie reichten, aber nur am rechten Fuß getragen wurden.

Tela, die Angriffswaffen, sind: gladius, das Schwert, ½ m lang, gerade, zweischneidig, mehr zum Stoß als zum Hieb verwendet, und pilum, der Wurfspeer, 2 m lang mit hölzernem Schaft und biegsamer, eiserner Spitze. Die Reiter führen ein längeres Schwert und eine leichtere, oben und unten zugespitzte Wurflanze (tragula).

Römisches Belagerungsgeschütz

Römisches Belagerungsgeschütz

Das Gepäck der einzelnen Soldaten (sarcinae), etwa 20 kg schwer (miles impeditus), besteht aus Getreide (cibaria) für einen halben Monat, Kochgeschirr, Korb, Spaten, Beil, Säge (vasa), was alles beim Marsch an einer Stange befestigt auf der rechten Schulter getragen wird, während die linke Hand das pilum hält, am linken Arm der Schild, vor der Brust der Helm hängt. Das Gepäck der Legion (impedimenta) sind Handmühlen, Zelte, Kriegsmaschinen, Waffenvorräte. Es wird von den inuliones auf Lasttieren befördert.

Marsch, Lager und Schlacht

Marsch

Auf dem Marsch ist die gewöhnliche Ordnung des Heeres so, dass zunächst eine Vorhut (primum agmen), aus Reiterschaft und leichtem Fußvolk bestehend, marschiert, dahinter der Haupttrupp (exercitus oder agmen) und schließlich die Nachhut (novissimum oder extremum agmen), wiederum aus Reiterschaft und Leichtbewaffneten bestehend. Der Haupttrupp marschiert, je nachdem er weniger oder mehr vom Feind bedroht ist, entweder in einfacher Marschordnung oder in Schlachtordnung (acie instructa) ohne Gepäck. Im ersten Fall folgt das Gepäck entweder hinter den einzelnen Legionen oder zusammen hinter dem Haupttrupp. Zur Aufklärung über das Gelände und über den Feind werden teils einzelne Späher (speculatores), teils größere Streifscharen (exploratores) ausgesandt.

Lager

Ein Lager wird überall errichtet, wo ein römisches Heer übernachtet. Die Einquartierung in Städten findet nur ausnahmsweise statt. Castra stativa, Standlager, ein Lager für längere Zeit, wird entsprechend der Zeiteinteilung des Jahres für die Kriegführung in castra aestiva, Sommerlager, und castra hiberna, Winterlager, eingeteilt. Der Platz für das Lager wird von Zenturionen möglichst am Abhang eines Hügels in der Nähe von Wasser, Holz und Futter ausgesucht und abgesteckt. Die Form des Lagers ist gewöhnlich quadratisch oder rechteckig. An jeder Seite ist ein Tor, auf der dem Feinde zugekehrten die porta praetoria, auf der entgegengesetzten die porta decumana. Außenwerke sind: agger, Damm; vallum, Palisadenwand; fossa, Graben, meist 4 m breit, 3 m tief. Intervallum ist der freie Raum zwischen dem Wall und den Zelten. Den Verkehr im Lager ermöglichen mehrere rechtwinklig sich kreuzende Straßen (viae). Den vorderen, größeren Teil des Lagers haben in der Mitte die Legionssoldaten, an den beiden Seiten die Bundesgenossen inne. Sie wohnen im Sommer in ledernen Zelten (tabernacula, pelles), im Winter in Baracken (casae). Den Hinteren, kleineren Teil nehmen der Feldherr, die oberen Offiziere, die cohors praetoria und die Hilfstruppen ein. Hier liegt das praetorium, das Hauptquartier, vor dem die Legionsadler aufgestellt werden, neben ihm die Rednertribüne (tribunal, suggestus) mit dem Versammlungsplatze der Soldaten. Vor den Toren des Lagers stehen Abteilungen des Fußvolkes und der Reiterei auf Wache (in statione esse, excubare). Die Nachtwachen (vigiliae) von abends 6 Uhr bis früh 6 Uhr zerfallen in vier gleiche Teile (vigilia primaquarta).

Schlacht

Zur Schlacht zieht das Heer in der Regel vom Lager aus. Dieses dient zur Deckung und zur Aufbewahrung des Gepäcks. Das erste Signal zur Schlacht wird durch das Aufhissen der Purpurfahne (vexillum) auf dem Feldherrnzelt und das Blasen der

Römische Soldaten fallen in einer Stadt ein

Römische Soldaten fallen in einer Stadt ein

geraden, metallenen Trompete (tuba) gegeben. Vor dem Lager ordnet der Feldherr das Heer zur Schlacht (aciem pro castris instruere). Häufig hält er eine Ansprache (cohortatio) an dasselbe. Die gewöhnliche Schlachtordnung ist die acies triplex. Vier Kohorten jeder Legion bilden in der Bereitschaftstellung das erste (prima acies, auch antesignani), drei das zweite (secunda acies), drei das dritte Treffen (tertia acies). Die Kohorten jedes Treffens werden mit bestimmten Zwischenräumen aufgestellt. Auf beiden Flügeln der Legionssoldaten stehen die auxilia (ala, alarii), zu äußerst die Reiterei. Auf ein zweites Signal beginnt mit Übergang in die Kampfstellung durch Einrücken des zweiten Treffens in die vordere Linie der Vormarsch (signa inferre), anfangs im Schritt, in der Nähe des Feindes im Lauf (concursus) und unter lautem Geschrei (clamor). Man schleudert zuerst das Pilum und greift dann zum Schwert. Besondere Formen der Schlachtordnung sind: cuneus, der Keil, eine geschlossene Angriffskolonne, orbis, der Kreis, durch den man sich nach allen Seiten zu decken sucht, und testudo, das Schilddach, das zum Angriff gegen feste Stellungen gebildet wird, indem die erste Reihe die Schilde vor die Brust, die übrigen Glieder über den Kopf zusammenhalten.

Die Belagerung

Obsidio, obsessio (die Blockade, Einschließung), geschieht durch die circumvallatio, die Umwallung, in welcher castella, Redouten, angebracht sind. Hinter derselben befinden sich die einschließenden Truppen in einzelnen Lagern. Das wesentliche Ziel der obsidio ist, die Übergabe durch Abschneiden der Zufuhr zu erzwingen.

Römisches Kastell

Römisches Kastell

Oppugnatio, die Belagerung fester, gut verproviantierter Orte. Dabei werden angewendet:

  1. agger, der aus Holz und Erde bestehende Damm. Dieser bildet einen ebenen Weg, auf dem man die Belagerungsmaschinen an den Fuß der feindlichen Mauer heranbringt. Zum Schutz der Arbeiter beim Dammbau dienen: plutei, aus Weidengeflecht hergestellte, mit Fellen behangene Frontschirme; vineae (Weinlauben), hölzerne, durch Felle und nasse Säcke gegen Feuer geschützte, oben und seitlich gedeckte Laufhallen; testudines, Schüttschildkröten, aus starken Hölzern gezimmert, vorn mit einem bis auf den Boden reichenden schiefen Dach versehen.
  2. turres, hölzerne Wandeltürme mit mehreren Stockwerken (tabulata), die auf Rollen oder Walzen an die Mauer gebracht werden. In den oberen Stockwerken sind die tormenta, das schwere Geschütz, das gegen die Verteidiger der Mauer gerichtet wird, nämlich catapultae, welche Pfeile in horizontaler Richtung werfen, und ballistae, welche Balken und Steine im Bogen schleudern.
  3. aries, der Sturmbock, ein starker Balken mit eisernem Widderkopf, mittels dessen man eine Öffnung in die feindliche Mauer macht. Er hängt im unteren Stockwerk des Wandelturms oder in einer testudo an einem waagerechten Balken.
  4. scalae, Sturmleitern zum Ersteigen der Mauern.

Die Flotte

Zur Flottenmannschaft, die nicht aus Römern besteht, gehören: gubernatores, Steuerleute, nautae, Matrosen zur Bedienung der Segel, remiges, Ruderer, über ihnen stehen die magistri navium.

Römische Seeschlacht

Römische Seeschlacht

Die Kriegsschiffe (naves longae) werden nach der Zahl der übereinander befindlichen Ruderreihen eingeteilt in quinqueremes, Fünfruderer, quadriremes, Vierruderer, triremes, Dreiruderer, biremes, Zweiruderer. Sie sind mit eisernen Schiffsschnäbeln (rostra) und Enterhaken (copulae, harpagones, manua ferreae) ausgerüstet. Den Befehl über die einzelnen Schiffe führen Tribunen oder Zenturionen, die Bemannung besteht aus Legionssoldaten. Zum Truppentransport dienen die Lastschiffe (naves onerariae).

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