Latein.cc

Der Senat zur Zeit Cäsars und Ciceros

Home » Das Leben im alten Rom » Der Senat zur Zeit Cäsars und Ciceros

Die hohe Bedeutung des Senates als derjenigen Körperschaft, die das souveräne Volk repräsentierte, ergibt sich schon aus der Formel senatus populusque Romanus (SPQR). Er gewinnt gegenüber den jährlich wechselnden Beamten allmählich den ausschlaggebenden Einfluss auf die gesamte Regierung und Verwaltung des Staates.

S.P.Q.R.: Senatus Populusque Romanus (Senat und Volk von Rom), das Hoheitszeichen der römischen Republik

S.P.Q.R.: Senatus Populusque Romanus (Senat und Volk von Rom), das Hoheitszeichen der römischen Republik

Die Mitglieder des Senates, deren Zahl schließlich auf 600 stieg, auch wenn meist weniger als 400 erschienen, wurden aus den gewesenen höheren Magistraten gebildet, sodass die aetas senatoria mit dem 30. Lebensjahr erreicht wurde (nach der Quaestur). Außerdem musste man den Ritterzensus (400.000 HS) haben. Die Listen wurden vom Zensor aufgestellt und dabei namentlich die Rangordnung nach consulares, praetorii usw. bestimmt. Der an erster Stelle stehende hieß princeps senatus. Die Anrede war patres (patrizische Senatoren) conscripti (die in der Liste mit den patrizischen zusammengeschriebenen plebejischen Senatoren).

Der Geschäftskreis des Senats umfasst die Oberaufsicht über das Religionswesen und die Kultusangelegenheiten sowie über das Staatseigentum und die Finanzen. Die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten lag in seiner Hand, sodass der Senat auf Krieg, Frieden und Bündnisse wesentlichen Einfluss hatte. Die Dispositionen für den Krieg gingen von ihm aus. Er führte die Verhandlungen mit den Gesandten der fremden Völker.

Die Berufung zum Senator

Die Berufung des Senates (senatum vocare, cogere) geschah durch einen Ausrufer (praeco) oder durch einen Erlass und war Sache der Konsulen und in deren Auftrag oder Vertretung der Praetoren und Tribunen.

Tempel des Jupiter

Tempel des Jupiter

An den Verhandlungen des Senates nahmen die Magistrate des laufenden Jahres teil, quibus in senatu sententiam dicere licebat. Der Abstimmung hatten sie sich allerdings zu enthalten. Versammlungsort war ein von den Auguren (Priester, welche aus allerlei vermeintlichen Anzeichen, namentlich aus dem Flug der Vögel, die Zukunft vorher verkündigten) geweihter Platz, templum, der Tempel des Jupiter Capitoliuus oder Stator, der Eoncordia u. a., meist aber die curia Hostilia. Gültige Beschlüsse konnten nur gefasst werden nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang.

Verlauf einer Senatssitzung

Vor dem Beginn der Sitzung schlachtete der berufende Magistrat in seinem Hause ein Opfertier und stellte Auspizien an. Eröffnet wurde die Sitzung mit einem Bericht (relatio) des Vorsitzenden über den Anlass derselben, der mit der Formel den Anfang machte: quod bonum, faustum, felix fortunatumque sit populo Romano Quiritium. War eine sofortige Abstimmung ungünstig, so fragte der Vorsitzende nach der festgesetzten Rangordnung die Senatoren nach ihrer Meinung (sententiam rogare). Der Gefragte konnte sitzend sein Votum abgeben (verbo assentiri), ober man trat in Gruppen zusammen (pedibus in sententiam ire), deren Größe einen Schluss auf das Resultat der Abstimmung erlaubte. Der Gefragte konnte sich aber auch erheben und von seinem Platz aus ein motiviertes Gutachten abgeben (sententiam dicere), wobei es ihm frei stand, über den Gegenstand der Tagesordnung hinauszugehen (egredi relationem). Dadurch war der Entwicklung der Beratung Raum gegeben. Der Vorsitzende konnte die Umfrage jederzeit durch eine Aussprache seinerseits unterbrechen. Nach beendeter Umfrage ließ der Vorsitzende durch discessio über die geäußerten Vota abstimmen. Das Ergebnis dieser Abstimmung war das senatus consultum. Hierauf entließ er den Senat (senatum mittere). Senatsreden, die nachträglich schriftlich ausgearbeitet worden sind, sind die erste und vierte Catilinarische und die erste Philippische Rede des Cicero.

Die Volksversammlung

Die hauptsächlichsten Arten der Volksversammlung sind contiones und comitia. Contio war eine Versammlung, in welcher das Volk ungeordnet herumstand und Abstimmungen nicht stattfanden. Comitia waren Versammlungen, in denen man Anträge stellte und Beschlüsse fasste. Das Volk trat hierbei in Abteilungen gegliedert auf, und zwar in den comitia tributa in 35 Tribus, in den comitia centuriata in 373 Centurien. Auch in den Komitien stand das Volk. Die comitia curiata hatten in der späteren Republik keine politische Bedeutung mehr.

Comitium

Comitium – Ort für die gesetzgebenden Volksversammlungen (Comitia). Es lag am Rande des Forum Romanum, neben der Curia Hostilia bzw. deren Nachfolgebauten der Curia Cornelia und der Curia Iulia, in der der Senat normalerweise tagte.

Die Berufung der contio geschah durch Herolde (praecones). Abgehalten wurde sie auf einem größeren Platz, namentlich auf dem forum. Alle Magistrate hatten das ius contionem habendi. Der Magistrat, der sie einberufen hatte und leitete, eröffnete sie mit einem Gebet und machte dann Mitteilungen über den Gegenstand, der sie veranlasst hatte. Die Anwesenden hatten das Recht zu sprechen und Beifall und Missfallen zu äußern. In solchen Kontionen wurde häufig das Volk zu den Komitien vorbereitet. Den richtenden Komitien mussten drei Kontionen vorausgehen. Reden in Kontionen — sie hießen auch contiones — sind Ciceros zweite und dritte Catilinarische Rede.

Die comitia tributa, von höheren Magistraten berufen und geleitet, hatten über Gesetzesvorschläge zu entscheiden und die niederen Magistrate zu wählen. Vor den Komitien wurden Auspizien angestellt. Der Versammlungsort war gewöhnlich das forum, die Rednerbühne die rostra. Der Vorsitzende Magistrat befahl durch einen Ausrufer (praeco) dem Volk zur Versammlung zusammenzutreten. Dann sprach er über den Zweck derselben und legte einen Antrag (rogatio) vor. Über diesen hatte jeder das Recht zu sprechen. Die Abstimmung erfolgte nach Tribus. Dazu wurden Täfelchen (tesserae, tabellae) verteilt. Bei Wahlkomitien schrieb man darauf den Namen des Kandidaten. Bei gesetzgebenden Komitien erhielt man zwei Täfelchen; auf dem einen stand U R (= uti rogas), auf dem anderen A (= antiquo). Diese wurden in einen Korb getan (suffragium ferre) und dann ausgezählt. Das Resultat ließ der Vorsitzende durch den praeco verkündigen. Ciceros Rede de imperio Cn. Pompei ist vor der Abstimmung über ein Gesetz gehalten.

Die comitia centuriata behielten bis zum Ende der Republik ihre Bedeutung für die Wahlen der höheren Magistrate, verloren aber ihre Wichtigkeit für die Gesetzgebung und die Entscheidung über Krieg, Frieden und Bündnisse, weil sie in dieser Beziehung vom Senat abhängig waren, dessen vorherige Zustimmung für jeden Beschluss nötig war (patrum auctoritas). Die Gerichtsbarkeit bei Kapitalstrafen war ebenfalls seit Einrichtung der Gerichtshöfe stark beschränkt worden. Die Versammlungen fanden auf dem campus Martins statt, wurden von höheren Magistraten geleitet und hatten einen ähnlichen Verlauf wie die comitia tributa.

Home Wörterbuch Übersetzungen Grammatik Das Leben im alten Rom Leo