Latein.cc

Die Entwicklung der römischen Religion

Home » Das Leben im alten Rom » Die Entwicklung der römischen Religion
Bacchus - griechischer Gott des Weins

Bacchus – griechischer Gott des Weins

Religio bedeutet die strenge Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt gegenüber den vorgeschriebenen Gebräuchen des Gottesdienstes. Durch genaue Befolgung der vom Staat für die Verehrung der Götter festgesetzten Gebote konnte man deren Wohlwollen und Unterstützung für sich gewinnen, denn die Gottheit war ihrerseits verpflichtet, demjenigen, der sich in richtiger Weise an sie wandte, zu Willen zu sein. Für alle Erscheinungen der Natur, für alle Vorgänge des Lebens, für jede Handlung und für jeden Gegenstand, für jede geistige und sittliche Eigenschaft hatte die ursprünglich reine Naturreligion der Römer ein besonderes göttliches Wesen, deren Zahl demnach außerordentlich groß war und durch neue Offenbarungen göttlicher Macht beliebig erweitert werden konnte. Diese Gottheiten wurden nicht als persönliche Wesen vorgestellt, sondern nur in ihrem Wirken bzw. in dem ihnen zukommenden einzelnen Gegenstand erkannt. Dementsprechend sind auch die Namen, die in den alten Gebetsformeln (indigitamenta) vorkommen, damit übereinstimmend, z. B. Spes, Mens, Febris, Terminus u. a.

Erst unter dem Einfluss der griechischen Religion fing man seit der Zeit der Tarquinier an, die Götter in menschlicher Gestalt zu sehen  und zu verehren. Die Einführung der sibyllinischen Bücher, aus denen man sich Rat holte, wenn die Wirkung der einheimischen Kulthandlungen ausblieb, hatte zur Folge, dass die darin angeführten griechischen Götter mit den vorhandenen römischen gleichgesetzt oder neu aufgenommen wurden. Auch die Übertragung und Nachahmung der griechischen Dichtung im archaischen Zeitalter der römischen Literatur unterstützte diese Umbildung der religiösen Anschauungen. Später wurde auch der Kult orientalischer Gottheiten nach Rom übernommen und gewann hier großen Einfluss.

Der Verfall der römischen Religion setzte mit dem Bekanntwerden der griechischen Philosophie in Rom seit der Zeit der punischen Kriege ein, indem die gebildeten Kreise sich von der ihrem religiösen Bedürfnis nicht genügenden Götterlehre abwandten und sich den Philosophenschulen anschlossen, deren Lehren ihnen mehr Befriedigung gewährten. Damit verlor sich auch das Interesse für die alten religiösen Gebräuche, die so allmählich in Vergessenheit gerieten. Der Versuch des Augustus, die alte Religion zu neuem Ansehen zu bringen, blieb ohne Erfolg: die fremdartigen Kulte des Orients nahmen mehr und mehr überhand und verdrängten die einheimischen Gebräuche fast vollends.

Home Wörterbuch Übersetzungen Grammatik Das Leben im alten Rom Leo