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Die Priester des alten Roms

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Die Besetzung der Priesterstellen geschah teils durch den Oberpriester (pontifex maximus), teils durch Kooptation der Kollegien, später auch durch Volkswahl. Die hohen Priestertümer waren Ehrenämter, verbunden mit Freiheit vom Kriegsdienst und Staatsabgaben, doch in älterer Zeit unvereinbar mit einem politischen Amt. Die Auszeichnung bestand in der toga praetexta, dem apex, einem spitz zulaufenden hohen Hut, und Ehrenplätzen bei den Spielen. Es gab Einzelpriester (flamines) und Priesterkollegien (summa oder amplissima collegia sacerdotum).

Die pontifices, seit Sulla im Jahr 15, bilden das höchste Kollegium und haben die Aufsicht über das gesamte Religionswesen und über die anderen Priester. Neben gottesdienstlichen Handlungen unterliegt ihnen die Führung verschiedener Listen (fasti consulares, annales, libri pontificum) und die Ordnung des Kalenders. An der Spitze steht der auf Lebenszeit in den Tributkomitien gewählte pontifex maximus, dessen Amtswohnung die regia ist. Er ernennt den rex sacrificulus oder sacrorum der die ehemals von den Königen dargebrachten Opfer zu vollziehen hat. Auch er wohnt in der regia und gehört zum Kollegium der Pontifices.

Prozession der Flamen

Prozession der Flamen

Die flamines (flare, anblasen) sind lebenslänglich durch den pontifex maximus gewählte Einzelpriester der römischen Gottheiten, welche die täglichen Opfer für diese darzubringen haben. Die 3 flamines maiores sind:

  1. flamen Dialis (für Jupiter),
  2. flamen Martialis (für Mars)
  3. flamen Quirinalis (für Quirinus)

Der flamen des Jupiter gilt als der höchste und ist durch sella curulis, einen Liktor und Sitz im Senat ausgezeichnet. Die 12 flamines minores dienen dem Vulcanus, der Flora u.a.

Vestalin (links) und Augur (rechts)

Vestalin (links) und Augur (rechts)

Die sechs virgines Vestales, vom pontifex maximus im Alter von 6 bis 10 Jahren ausgewählt, haben den Dienst der Vesta in deren Heiligtum wenigstens 30 Jahre lang auszuüben, indem sie das heilige Feuer unterhalten und die täglichen Opfer darbringen. Die Vestalinnen stehen im höchsten Ansehen. Sie tragen weiße Kleidung, um die Stirn eine weiße Binde (infula) mit herabhängenden Bändern (vittae).

Die XV viri sacrorum oder sacris faciundis; anfangs 2, dann 10, schließlich 15, haben die im Jupitertempel aufbewahrten sibyllinischen Bücher im Auftrag des Senats einzusehen und Sühnemittel daraus zu erforschen. Die auf Veranlassung der sibyllinischen Bücher neu eingeführten Kulte stehen unter ihrer Aufsicht.

Die Auguren, die Vogelschauer, seit Cäsar 16, haben den göttlichen Willen aus dem Vogelflug (signa ex avibus) zu erkunden, indem sie ein templum mit ihrem lituus, einem oben gebogenen Stab, herstellen und, das Gesicht nach Süden gewendet, günstige Zeichen von links, ungünstige von rechts erwarten. Auch aus dem Blitz (signa ex coelo) und aus dem Fressen der heiligen Hühner (signa ex tripudiis), dies besonders im Krieg, erkennen die Auguren die Zustimmung der Götter zur Ausführung des beabsichtigten Vorhabens oder ihre Abneigung.Die haruspices, die Opferschauer, etruskischer Herkunft, haben aus den Eingeweiden der Opfertiere den göttlichen Willen zu deuten, ferner die Sühnung der Wunderzeichen (procuratio prodigiorum) und der Blitze zu vollziehen.

Opferung eines Opfertiers

Opferung eines Opfertiers

Die fetiales, ein Kollegium von 20 Mitgliedern, haben in älterer Zeit unter feierlichen Gebräuchen die offizielle Kriegserklärung auszuführen und den Abschluss des Friedens zu sanktionieren. Später treten sie nur selten in Tätigkeit, bleiben aber auch in der Kaiserzeit bestehen.

Besondere Brüderschaften (sodalitates) bilden: die Salii, Tänzer, 2 Kollegien von je 12 Mitgliedern patrizischen Standes, die alljährlich im März feierliche Umzüge durch die Stadt zu Ehren des Mars mit den heiligen Schilden (ancilia) veranstalten und dabei üppige Gastmähler (dapes Saliares) abhalten; die fratres Arvales, die zwölf Flurbrüder, die im Mai im Dienst der Göttin Dea Dia unter dem Gesang eines uralten Liedes Tänze aufführen, um die Fruchtbarkeit der Äcker zu erwirken; die Luperei, Priester des Faunus oder Lupercus, welche die Lupercalia, ein Sühne- und Reinigungsfest, am 15. Februar leiteten; die Nodales Augusti, ein im Jahr 11 n. Chr. eingerichtetes Kollegium, das sich dem Kult der gens Julia widmete.

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